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Was ist Trost und wie kann ich ihn erfahren?

Februar 3, 2022

Wer von uns hat schon einmal einen Trostpreis erhalten? Dieser Preis ist nicht so begehrt, denn es bekommen ihn nicht die Gewinner, sondern die Verlierer. Und doch kann der Trostpreis wohltuend und hilfreich sein. Denn wir gehören nicht immer zu den Gewinnern und das Leben bringt manchmal Schweres. Viele Dinge verstehen wir nicht, wir fühlen uns allein gelassen, unverstanden, enttäuscht, verletzt oder einsam. Da brauchen wir Trost. Genau darum ging es im Referat von Vreni Theobald im Frauentreff der EMK Turbenthal vom 26. Januar. Mit 15 anderen Frauen folgte ich interessiert ihren Ausführungen, die sie mit vielen passenden und ansprechenden Fotos illustrierte. Die Tische waren mit Servietten, Rosensträusschen, roten und goldenen Schoggiherzchen liebevoll dekoriert.

Der Begriff „Trost“ leitet sich vom englischen Wort „trust“ ab, das Vertrauen bedeutet. Trost schützt vor Verzweiflung, schenkt Erleichterung im Schmerz, gibt Vertrauen, Zuversicht und Hoffnung.
Wie können wir Trost erfahren? Dazu gibt es drei Ebenen: Im zwischenmenschlichen Bereich tröstet uns die ehrliche Anteilnahme und die Nähe eines Mitmenschen, der zuhört. Gute, liebevolle Worte trösten ebenso wie ein stiller Händedruck oder eine Umarmung, eine Einladung zum Essen oder in ein Konzert, ein gemeinsamer Spaziergang, praktische Mithilfe oder auch die Begleitung zum Arzt.

Die zweite Ebene ist das, was wir selber tun können, um Tröstung zu erfahren. Dazu kann ich mir überlegen, was mir gut tut und wo und wie ich mir Trost holen kann. Der grosse Theologe des Mittelalters Thomas von Aquin nennt sieben Tröstungen der Seele. Wahrheit: Letztlich hilft die Wahrheit mehr, auch wenn sie oft schwerer auszuhalten ist. Denn was beschönigt wird, kann nicht wirklich trösten. So ist es zum Beispiel nicht hilfreich, zu sagen, es sei ja gar nicht so schlimm. Tränen: Es kann so tröstlich sein, weinen zu dürfen und Traurigkeit zuzulassen. Schlaf: Genügend Schlaf ist wichtig, sich ausruhen können und sich auch ein Mittagsschläfchen gönnen, wenn man es braucht. Freuden suchen: Um mich zu trösten, kann ich etwas Schönes unternehmen, beispielsweise eine Wanderung oder ein Spaziergang in der Natur. Ich kann ein spannendes oder lustiges Buch lesen, einen guten Film schauen, Musik hören oder selber musizieren, mich an lachenden Kindern, an Tieren, Blumen, schönen Bildern, gutem Essen oder einem Geschenk erfreuen. Ein Bad nehmen: Ob warm oder kalt, ob in der Badewanne oder im See, ein Bad erfrischt. Und mit der äusseren Reinigung kommt oftmals auch eine innere Reinigung in Gang! Freundschaft: Ein Anruf, eine schöne Karte, ein Brief oder einfach die Nähe lieber Menschen können tröstend wirken. Wenn niemand anruft oder schreibt, könnte ich vielleicht selber die Initiative ergreifen und telefonieren oder jemanden einladen. Gebet: Es ist so tröstlich, dass ich bei Gott Zuflucht finden und ihm das Herz ausschütten kann.

Als drittes gibt es noch die geistliche Ebene:  Gott selbst schenkt echten Trost, er ist der beste Tröster. In der Bibel (Jesaja 66,13) hat er uns versprochen: „Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“  Viele Trostworte in der Bibel berühren das Herz, sie stärken das Vertrauen und machen uns bewusst, dass Gott da ist, unsere Situation sieht, handelt und Hilfe anbietet. Tröstende und ermutigende Worte finden wir auch in vielen christlichen Liedern. Wenn zum Text noch eine Melodie kommt, berührt es die Tiefe unseres Seins und bewirkt Trost. Wenn Ängste und Sorgen um die Zukunft drücken, hilft es, wenn ich dankbar und zufrieden bin mit dem, was ich habe und darauf vertraue, dass Gott für mich sorgt.
Ein letzter Gedankenanstoss gab uns Vreni Theobald noch mit: Getröstete Menschen können selbst zu Tröstern werden. Bin ich selbst ein Tröster, eine Trösterin?

Ruth Bättig